17. Internationale Deutsche Meisterschaft 1998


Wünnenberg-Haaren

READY - SET - GO ...
... hieß es wieder einmal bei der nunmehr 17. Internationalen Deutschen Meisterschaft im Fallschirmspringen. Austragungsort war das Modellfluggelände des FMC Albatros e.V. 1979 Sintfeld zwischen Wünnenberg und Haaren - ca. 30 km südlich von Paderborn. International war die Veranstaltung allemal: 53 Springerpiloten aus Deutschland, Belgien und der Schweiz wetteiferten um jeden Zentimeter. Sogar eine Teilnehmerin aus Brasilien, sie nahm außerhalb der Wertung am Wettbewerb teil, scheute nicht den Weg nach Deutschland zu reisen!

Mike

... um Haaresbreite abgesoffen ...
Das Thema Wetter ist nun mal im Modellsport nicht so ganz von der Hand zu weisen und bei den Fallschirmspringern erst recht nicht. Ist der Wind zu stark, dann hat der Fallschirmspringer bald seine Grenzen erreicht - ist es zu feucht (also alles was in Richtung Regen und starker Bodennässe zu finden ist) und sind die Schirme erst mal nass geworden, kann man auch schon fast "einpacken". Ein feuchter oder nasser Schirm öffnet sich so gut wie gar nicht - wir sprechen dann vom "Verkleben" des Schirmes.

Bereits drei Tage vor Veranstaltungsbeginn begann es zu regnen und auch die Eröffnung der Meisterschaft durch den Schirmherrn Bürgermeister Winfried Menne, dem Vereinsvorsitzenden Siegfried Wendt und dem Fachreferenten Olaf Schneider musste im großen Festzelt stattfinden. Tags zuvor kam man bereits nicht umher, und hat mit einem Trecker Wohnwagen und Wohnmobile an den Bestimmungsort gebracht - ohne ging es einfach nicht. Und gut beraten war auch derjenige, der seinen "Friesennerz" im Gepäck hatte.

Menne bei der Arbeit      Ferdi versucht´s mal ...     Theo, der Hafer-Junge

Zu Beginn der Meisterschaft stand ich als Fachreferent vor der großen Frage: Was tun, wenn das Wetter so bleibt ! ? Seit Jahren hatten wir immer ausreichend gute Wetterbedingungen - sollte dies die erste Veranstaltung sein, von der alle Beteiligten mit leeren Händen nach Hause fahren? Guter Rat war also teuer: den Wettbewerb abblasen und auf einen anderen Termin verlegen kam nicht in Frage - eine solche Infrastruktur, wie sie bei einer DM in dieser Klasse notwendig ist, kann unmöglich ein paar Wochen noch einmal erbracht werden. Und schließlich war da noch die Frage, ob die Teilnehmer noch einmal die weite Reise auf sich nehmen würden und wie sieht es mit einem passendem Termin aus?

Lange Rede - kurzer Sinn. Jede Stunde trafen sich alle im großen Festzelt zur Lagebesprechung und Diskussion. Egal was passiert, da waren wir uns alle einig, wird auf jeden Fall ein Wertungssprung durchgeführt - auch wenn es Bindfäden regnet. Doch am Ende kam alles ganz anders.

Check In "High noon - 12 Uhr Mittags"
Kurz ein paar Worte zum Ablauf einer solchen Meisterschaft: Anreise bis spätestens Freitag-Spätnachmittag. "Einchecken" der Teilnehmer: Abnahme der Mindestvoraussetzungen der Springer, Ausgabe von Startnummern, Kontrolle der Sender und der angegebenen Frequenzen und alle anderen organisatorischen Dinge werden immer einen Tage vorher erledigt, damit am Samstag morgen mit den Wertungssprüngen begonnen werden kann. Jeder Teilnehmer führt dann 4 und am Sonntag die restlichen 2 Wertungssprünge durch, damit am Sonntag-Nachmittag die Siegerehrung stattfinden kann.

Es war genau 12 Uhr am Samstag, als der Regen inne hielt und endlich die Gelegenheit kam, den Wettbewerb ins Rollen zu bringen. Zwar war noch eine Brise Wind vorhanden, doch damit konnten alle Piloten leben. Nun ist es in der Springerei so, daß die Teilnehmer gruppenweise an den Start gehen und jeder Gruppe ca. 20 bis 30 Minuten für den Durchgang zur Verfügung stehen. In diesem Zeitfenster organisiert sich jeder Teilnehmer selber, d.h. er holt sich seinen Sender, packt den Schirm des Springers und sucht sich selber einen Absetzer (das sind die Jungs mit den großen Modellen, die wiederum die Springer auf Höhe bringen). Der nächste freie Punktrichter nimmt dann die zu erledigenden "Flugaufgaben" ab: deutlich sichtbarer Freier Fall, Öffnen des Schirmes und fliegen eines Rechtskreises und Linkskreises mit abschließender Ziellandung gegen den Wind im Kreis (Durchmesser 10 Meter - Nullpunkt: 3 cm).

Stefan Rachner       Josef       Aufräumen

Plötzlich lief es wie geschmiert ...
"So so, Sie meinen also, daß ist doch alles ganz easy und kann doch nicht so schwer sein" - ich kann Sie eines besseren Belehren. Sicherlich ist es ein Kinderspiel den Schirm eines Springers per Schalterklick zu öffnen und auch das Kreisen des Springers ist bestimmt nicht als besonders schwer einzuordnen.

Doch meine lieben Leser, die Sache verhält sich doch etwas anders - warum? Also: das Packen des Schirmes ist eine Wissenschaft für sich. Alles muß seine absolute Richtigkeit haben und korrekt verstaut sein - da guckt kein Stückchen Fallschirm aus dem Packsack und auch alle Fangleinen und die Tragegurte müssen akorat verstaut werden. Der Schirm soll ja auch vernünftig aufgehen. Die große Kunst der Fallschirmspringerei liegt im Detail: man muß seinen Springer sehr gut kennen. Gemeint ist nicht etwa, was er mag und wie´s ihm geht; vielmehr muß man das Verhalten seines Sportgerätes unter den Einflüssen von Windrichtung und -stärke im Zusammenspiel mit den Steuerbewegungen quasi "studieren" und aus dem eff-eff kennen, wenn man im ersten Drittel des Teilnehmerfeldes agieren möchte. Ein Quentchen Glück gehört natürlich auch dazu. Und genau dieses Glück hatten wir auch beim Wettbewerb.

Ein Zeitfenster für die Wettbewerbsdurchgänge wurde nicht gebraucht - wir waren stets unter der vorgegebenen Zeit mit den Sprüngen fertig. Vier Sprünge bei 53 Teilnehmern heißt fast immer, daß ein ganzer Tag dafür benötigt wird. Doch heute lief alles wie geschmiert und wir waren nach nur 4,5 Stunden mit den Sprüngen aller Teilnehmer durch. Spontan einigten sich dann alle, gleich den 5 Sprung zu erledigen - wer weiß welches Wetter uns am nächsten Tag überraschen würde.

... alle waren der Meinung: "Das war Spitze"
Alle waren absolut begeistert bei der Sache - es hat einfach alles und jeder mitgespielt. Die Springer- und Absetzer-Kollegen waren hoch motiviert - es gab kaum Leerlaufzeiten und jeder wollte unbedingt so viele Sprünge wie es geht absolvieren. Die ganze Organisation lief auf Hochtouren. Keiner gönnte sich, und wenn überhaupt, dann nur eine kleine Pause. In erster Linie hieß es natürlich für die Wettbewerbsleitung, der Senderkontrolle und der EDV-Zentrale ein paar Kohlen aufzulegen und ebenfalls für einen zügigen Verlauf zu sorgen. Dank High-Tech-Equipment wie Head-Set-Sprechverbindung zu allen logistisch wichtigen Punkten, Senderkontrolle via PC-Scanner und EDV-Auswertung mit 2 Computern inclusive Notstrombatterien, war dies jedoch ein Kinderspiel.

AusruhenHier und heute sage ich noch einmal allen Teilnehmern und allen fleißigen Händen beim FMC Albatros meinen herzlichen Dank für die geleistete Arbeit - ich glaube so eine Meisterschaft hat bislang noch keiner erlebt. Das hört sich für den Leser vielleicht an, als wenn man sich selber beweihräuchert und gegenseitig die Hände schüttelt. Ein Stück weit ist es auch diesmal der Fall, sind wir doch nur knapp einem "Wettbewerbsausfall" entkommen. Lob und Anerkennung soll man auch aussprechen und sie sich nicht nur denken. In der heutigen Zeit neigen wir allzu oft dazu nur die negativen Dinge zu erwähnen und betrachten es als selbstverständlich, wenn ein Wettbewerb so einfach vor sich hin läuft. Doch in diesem speziellen Fall haben einfach alle daran mitgewirkt, daß wir wieder von einer besonderen DM sprechen können.

Auf zum Endspurt Doch nun wieder zurück zum Wettbewerb. Samstag abend ging es dann hoch er. Live Musik bei Tanz und trallala waren angesagt. Ein Feuerwerk und ein kleines Nachtfliegen durften da natürlich nicht fehlen.

Sonntagmorgen: Pilotenfrühstück - erstklassig von den Damen des Vereins vorbereitet und anschließend der (eigentlich) letze Wertungssprung. Es verging kaum eine Stunde, da war auch dieser schon erledigt. Schnell einigte man sich auf einen 7 und wirklich letzten Durchgang - nun bekam jeder noch mal die Chance, einer "Ausreißer" vom Vortag wieder wett zu machen.

Kein Pausenfüller - Unterhaltung mit Niveau!
Was macht man in der Zeit nach dem letzten Durchgang bis zur Siegerehrung? In einer kleinen Flugvorführung stellte sich der FMC Albatros seinem interessierten Publikum vor und zeigt eine große Bandbreite des Modellsports. Musikalisch gaben die Blasmusikkapelle Haaren und der Tambourcops Haaren ein stell dich ein und die Gruppe der Fahnenschwenker aus Wewer zeigte ihr Können als Deutscher Meister in dieser Sparte.

Die Krönung kam dann unmittelbar vor Beginn der Siegerehrung: original Fallschirmspringer wurden über dem Gelände abgesetzt und brachten symbolisch die Pokale für die Erstplatzierten vom Himmel herab. Die Jungs ließen es sich auch nicht nehmen, während der Gleitphase am geöffneten Schirm, die Fahnen des DMFV wehen zu lassen.

 Fahnenschwenker        Wottawa        Sieger

Happy End
Bürgermeister Winfried Menne nahm dann zusammen mit mir und dem 1. Vorsitzenden des FMC Albatros Siegfried Wendt die Siegerehrung vor. Als neuer Internationaler Deutscher Meister und zugleich bester Jugendlicher konnte sich Thomas Beutemann aus Binzen (bei Weil/Rhein) klar behaupten. Eine super Leistung - Herzlichen Glückwunsch! Zweiter wurde sein Vater, Karl-Heinz Beutemann, und den 3. Platz konnte sich Vorjahressieger Alfred Rachner sichern. Weiter Pokale gingen an: Bettina Lobers (beste Dame) und Theo Vaesen (bester ausländischer Teilnehmer). Zu Tränen gerührt nahm Dieter Wottawa den Pokal für den unermüdlichen Schlepp-Piloten entgegen. Nicht weniger als 80 (!) Springer hat er in den 2 Tagen mit seinem überdimensionierten "Big Jim" an den Absetzpunkt gebracht und so wesentlich zum zügigen Ablauf des Wettbewerbes gesorgt - Klasse Leistung, Dieter!


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