20. Internationale Deutsche Meisterschaft 2001

„Steife Briese“ mit Wind Nord/Ost – Startbahn 03 ...
oder: DM Fallschirmspringen auf Messers Schneide

Manche Sportbereiche haben es recht einfach: auf Grund ihrer Popularität findet sich schnell ein Verein, der eine deutsche Meisterschaft ausrichten möchte – sei es für Jetmodelle, Segler-Schlepp, Semiscale usw. Und dann gibt es wiederum die Sportbereiche, wo man sich erst mal fragt: „Was ist das und wie geht das ...?“ – eine von ihnen ist das Modell-Fallschirmspringen.

Warum das so ist, kann ich nicht zum Ausdruck bringen. Ist es die Unwissenheit der Modellflieger, was und wie man Fallschirmspringen ausübt, oder etwa, wie eine Meisterschaft für diesen Sportbereich ausgerichtet wird ?

Über das RC-Fallschirmspringen wurde gerade in den letzten Jahren hier und da in der Fachpresse berichtet und 19 mal fand auch schon eine Meisterschaft in dieser attraktiven Sportart statt. Reizvoll deshalb, weil einfach jeder daran teilnehmen kann: es gibt keine Vorentscheidungen wie in anderen Sportbereichen durchaus üblich und sowohl Vater, Mutter und sogar die Jüngsten können sofort mitmachen. Doch die Zeichen standen in diesem Jahr nicht zum Besten. Rund 7 Vereine wurden Ende Sommer 2000 auf die Ausrichtung der DM angesprochen – vor genau einem Jahr stand der Sportzweig vor einem „Scherbenhaufen“ mit dem möglichen Resultat: 2001 keine Meisterschaft.

„Das kann doch nicht sein !“, „Das gibt es doch gar nicht bei über 1000 Mitgliedsvereinen im DMFV ..!“, waren die Worte einiger Teilnehmer aus dem Vorjahr.

... hilf Dir selbst – sonst hilft Dir keiner
Diese weisen Worte machten sich eine handvoll Modellflieger zu eigen und kurze Zeit später war es dann soweit: das „Baden-Power“-Fallschirmteam des AMC Markgräflerland e.V., ein Team von tatkräftigen Modell-Fallschirmspringern, nahmen die Sache nun in die Hand und legten mit der Organisation los. Unter der Leitung von Ferdi Klein und Karl-Heinz Beutemann fing das Team nun mit den Vorarbeiten an und stand gleich vor der „Gretchen-Frage“: „Wo soll die DM stattfinden ?“ – wer das Vereinseigenen Modellfluggelände nördlich von Weil am Rhein kennt, wusste sofort, das bei einer Größe von ca. 15 x 60 m Fläche (umringt von Maisfeldern) keine DM ausgerichtet werden kann. Dank guter Kontakte nach Herten / Rheinfelden, konnte die Luftsportgruppe Süd-West mit ihrem Sportflugplatz als Austragungsort begeistert werden. Dort war man sofort bereit, den manntragenden Flugverkehr für das gesamte Wochenende zugunsten der DM ruhen zu lassen – ist das normal ? Ganz bestimmt nicht.

Zugegeben: der Sportflugplatz Herten liegt nicht gerade inmitten Deutschlands – eher einen Katzensprung von der Schweizer Grenze entfernt. Die Teilnehmer konnten sich aber über die erstklassige Infrastruktur freuen: Modellfliegen auf einem Sportflugplatz ist einfach der Genuss pur: ringsum Platz genug – da schlägt das Fliegerherz höher; Gaststätte mit warmer Küche sowie sanitäre Einrichtungen und Duschen inklusive – Herz was willst Du mehr.

 ... bis hierher hör ich die Motoren
Ende August/Anfang September war es dann soweit: die Organisation und Vorbereitung waren abgeschlossen, die Teilnehmer aus dem In- und Ausland waren angereist und Oberbürgermeister Niethammer eröffnete planmäßig am Samstag um 9.00 Uhr die 21. Internationale Meisterschaft.

Danach folgte schon fast der routinierte Ablauf einer DM: vier Wertungsdurchgänge am Samstag und die restliche zwei am Sonntag. An dieser Stelle sei den Newcomern kurz erklärt, was es denn bei den Springern überhaupt zu werten gilt: das Absetzmodell bringt den Springer auf Höhe. Dabei wir der eigentliche Absetzpunkt des Springers vom jeweiligen Piloten vorgegeben. Der Absetzpilot wird also zum Absetzpunkt dirigiert. Was danach kommt, geht vom Zeitablauf recht schnell: deutlich sichtbarer Freier Fall, Schirm öffnen und einen Rechts- und Linkskreis fliegen, danach Ziellandung gegen den Wind. Hört sich einfach an – ist es aber nicht. Der Hase liegt im richtigen Timing und in der richtigen Einteilung der Flugsequenzen „begraben“. Unter Berücksichtigung von Windrichtung und –stärke gilt es am Schluss die Zielscheibe mit 32 cm Durchmessern zu treffen. Und das ist beileibe nicht einfach.

Alle Ängste, alle Sorgen ...
Ein reibungsloser Wettbewerb im Bereich der Fallschirmspringer steht und fällt mit den Absetzpiloten. Das Modell und der Pilot sollten gut „zusammenarbeiten“ können und (nach dem Willen des Wettbewerbsleiter) den ganzen Tag lang schleppen, schleppen und nochmals schleppen. Keiner brauchte sich an diesen Tagen Sorgen zu machen: mit Jan Mertens aus Belgien sowie Peter Beutemann (PZL Wilga 104) und Harry Broszat (vergrößerter Daisy Red) konnte man auf erfahrene und vor allem sehr zuverlässige Piloten zurückgreifen. Die beiden letztgenannten wetteiferten an beiden Tagen sogar ein wenig gegeneinander: wer wird die meisten Springer in die Luft befördern ?

Ich seh ihr noch lange nach
Gerade fing der Wettbewerb doch erst so richtig an, da waren die beiden Tage auch schon wieder zu Ende – monatelange Vorarbeiten, Gespräche, Verhandlungen und eine Menge tatkräftiger Hände ... und nach 2 bis 3 Tagen ist dann alles vorbei. Doch der Aufwand hat sich gelohnt: ein reibungsloser Wettbewerbsablauf, eine spitzen Organisation vor und während der Wettbewerbstage.
Hut ab vor dem „Baden-Power-Team“ (Ferdi Klein, Peter, Karl-Heinz und Thomas Beutemann, Michael Knappe, Patrick Klaile und Mechaniker „Fritz“) die es geschafft haben, in 2001 die Meisterschaft auszurichten – die Teilnehmer waren rundum zufrieden.
Als Referent möchte ich an dieser Stelle auch der Luftsportgruppe Süd-West und dem zuständigen Regierungspräsidenten meinen Dank für die gute Zusammenarbeit mit uns als Modellsportlern zum Ausdruck bringen.

Gesucht wird: ... Aussichten für 2003
In der Zeit vom 23. bis 25. August 2002 geht es in Richtung Mitte Deutschland in die Nähe von Paderborn. Der FMC Albatros 1979 Sintfeld e.V. wird an diesen Tagen die Deutsche Meisterschaft ausrichten.

Schon heute bin ich auf der Suche nach einem Verein für die DM 2003. Wer sich erst mal vorab über das Fallschirmspringen informieren möchte, der findet hier im Internet die richtige Informatiosplattform. Eine Menge Infos zum Thema, Photos, Ergebnisse, Termine und Links zu weiteren informativen Seiten aus dem In- und Ausland sind hier zu finden.

Last but not least ...
Gesprungen und gewetteifert wurde natürlich auch an beiden Tagen – keine Frage. Mit einer hervorragenden Leistung wurde Alfred Rachner aus Dinslaken neuer Deutscher Meister (216 Punkte) gefolgt vom Vize-Meister Till Krauss (617 P.) und dem Drittplatzierten Thomas Beutemann (690 P.).

Mit 91 abgesetzten Springern war Harry Broszat der „unermüdliche Schlepp-Pilot“ an der DM. Weitere Pokale gingen an: Patrick Klaile (Bester Jugendlicher), Jules Malfliet/Belgien ( Bester ausländischer Teilnehmer und Bettina Lobers (Beste Dame). Das Schlusslicht, eine original Eisenbahnlaterne, nahm Axel Raible in Empfang. In der Teamwertung belegten das „Baden-Power-Team“ Platz 1, die „Hunsrücker Himmelhunde“ Platz 2 und die „Hiesfelder Skyfighter“ den 3. Platz.

Olaf Schneider
FR Fallschirmspringer


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