Wetten, dass ... ?

Wetten, dass ...?

... es 4 RC-Fallschirmspringern gelingt, abgesetzt von einem Hubschrauber, ein Kinderplanschbecken zu treffen ?

In der ZDF-Sendung "Wetten, dass ..." ging es um Modellflug – besser gesagt um Modell-Fallschirmspringer und Modell-Hubschrauber. Eine Gruppe engagierter Modellflieger hatte das Glück, in der bekannten Sendung mit Moderator Thomas Gottschalk, eine Wette durchzuführen, die nicht so ganz einfach war.

Stadion Die Außenwette:
Ein Blick vom Tribünenbereich auf den Oert des Geschehens - dem Rasen des Jahn-Stadions in Berlin. Scheinwerfer, Spots, Kamera und alles andere stehen bereit. Zuschauer haben an diesem Abend kein Eintritt und verfolgen die Aktion am Bildschirm daheim. Nun kann es bald losgehen ...

Die Idee ...
Es ist nun schon einige Zeit her, da schoss Jürgen Vollmann aus Altenstadt die Idee in den Kopf, eine Wette mit RC-Fallschirmspringern beim Fernsehen einzureichen. Jürgen Vollmann ist auf dem Gebiet der Springerei ein alter Hase: er hat bereits selber schon am Schirm gehangen und auch in der Modell-Fallschirmspringerei war er erfolgreicher Teilnehmer auf vergangenen Meisterschaften. Eines Tages rief er mich an und sagte: "Du, ich habe da mal eine Wette an das Fernsehen geschickt, ..." "Wir schaffen es mit 4 RC-Fallschirmspringern ein kleines Kinderplanschbecken zu treffen ... "

Potz Blitz, das ZDF hat sich doch tatsächlich auf diese Bewerbung hin gemeldet und war ganz Feuer und Flamme von dieser Idee. Sofort wurden alle Hebel seitens des ZDF in Bewegung gesetzt, die Wette in die einzige Sommer- bzw. Feriensendung auf Mallorca einzubauen. Doch letztendlich waren es genehmigungstechnische Dinge, die einen Auftritt im Sommer zunichte machten. Dabei war die Idee grundsätzlich so gestrickt, dass aus 2 großen Do 27 Modellen mit 3,11 m Spannweite, jeweils 2 Springer abgesetzt werden. Im Sommer kein Problem – aber im Winter ! ?

Gruppenbild
Noch kurz einen Schnappschuss vor Beginn der Live-Sendung
Hubis am Start
Die Rotoren der Hubschrauber (Motor: ZG 23, Rotordurchmesser: 1,8 m) drehen bereits - die Springer sind mit einer Schlaufe zu den Kufen des Hubis verbunden - in wenigen Augenblicken geht's es hoch zum Absetzpunkt.

Das Team ...
Jürgen Vollmann suchte sich ein hochkarätiges Team an Piloten zusammen. Alfred Brenzing, Fritz Haslach, Olaf Schneider und Jürgen Vollmann selber sollten die Springer steuern. Alles erstklassige Top-Piloten auf diesem Gebiet. Die Jungs verstehen wirklich ihr Handwerk und sie haben das nötige etwas, was einfach für solch einen Auftritt notwendig ist. Hektik, Nervosität und unprofessionelles Verhalten konnte man hier nicht gebrauchen.

Da man an der Sommer-Sendung nicht teilnehmen konnte, war nun der Termin im November zustande gekommen und mit ihm, grundverschiedene Voraussetzungen. Weg vom Flächenmodell und hin zum Hubschrauber. Doch woher soll man auf die schnelle ein paar Jungs mit ihren Helis herbekommen ? Vollmann hatte auch da gute Kontakte und "engagierte" Jürgen Meier und Walter Heideck als Absetzpiloten. Damit noch mehr Spannung am Bildschirm vermittelt werden kann, wurde sogar ein Kamera-Hubschrauber eingesetzt. Geflogen von Robert Mehnhofer. Peter Schröppel fungierte noch als Reservepilot – aus seiner Schmiede kamen auch die eingesetzten Hubschrauber. Als Helfer setzte Jürgen Vollmann Horst Schröter (unser Wetter- und 2. Kameramann) und Sascha Schröppel ein. Wie man sieht, das Team war nicht gerade klein.

Kamerahubschrauber
Der Kamera-Hubschrauber:
Die Fingerkamera musste weichen und die Digital-Kamera von Horst Schröter diente dann der Bildübertragung. Sie ist im Bild links zu erkennen.
Jürgen Meier: erste Probeflüge
Jürgen Meier dreht erste Proberunden im Stadion und gewöhnt sich so auf die neue Umgebung. An den Kufen zu erkennen: die Schlaufen, an denen später die Springer befestigt werden.

Aus dem Tagebuch ...

Donnerstag:
Anreise der Teilnehmer und erste Probeflüge mit den Helis im Stadion. Ach ja, die Wette wurde nicht irgendwo, sondern im Jahn-Stadion, mitten in Berlin ausgerichtet. Es ist bitter kalt und der Wind ist im Stadion ziemlich verwirbelt. Gleich der erste Probesprung fiel fast ins "Wasser" – der Schirm öffnete sich nicht so richtig und der Springer landete auf dem Grün. Natürlich waren wir auf das äußerste auf Sicherheit bedacht. Nichts ist törichter, als um jeden Preis ins Fernsehen zu kommen und die Sicherheit zu vernachlässigen. Diesen Aspekt mussten wir auch hin und wieder den Leuten vom Fernsehen beibringen. Letztendlich haben wir es hier nicht mit einfachem Spielzeug zu tun, sondern mit High-Tech-Material und Piloten, die dieses unter dem Aspekt der guten Vorführung bei maximaler Sicherheit dargestellt haben.

Freitag:
Die heiße Phase wird eingeläutet: Generalprobe mit allem Zick und Zack, einschließlich Olli Dittrich, dem bekannten Comedy-Star aus "RTL-Samstag-Nacht". Nun wird alles so durchgezogen, wie es dann am Samstagabend live gesendet werden soll. Die Wolkendecke hängt verdammt tief – wir können gerade mal aus ca. 50 m Höhe abspringen. Mehr geht einfach nicht, da man sonst die Hubis in der Dunkelheit und im Nebel nicht mehr sehen kann. Und für die Springer ist es die absolute Untergrenze zum Springen. Schon nach 3 Sprüngen sind die Schirme so "pappig" (feucht ist gemeint), dass sie sich nur äußerste langsam öffnen – vernünftiges Springen ist nahezu unmöglich. Hoffentlich haben wir am Samstag nicht so ein schlechtes Wetter. Sollten die Umstände noch schwieriger werden, dann blasen wir die Wette lieber ab. Und es immer noch bitter kalt.

Ach ja, da wir und eine entsprechende Genehmigung zum Fliegen im Stadion benötigten, hat sich die Dame von der Genehmigungsbehörde persönlich einen Eindruck von der Durchführungsmöglichkeit unserer Flugbewegungen gemacht und ihr endgültiges "Okay" gegeben. Dafür nochmals vielen Dank (und Hut ab, dass sich die Behörde nach Feierabend um uns bemüht hat und nicht nur einfach vom "grünen Tisch" aus entschieden hat – klasse Sache!).

Unser mitgebrachtes Kinderplanschbecken passte nicht in das Szenenbild und musste durch ein anderes ersetzt werden. Doch woher zu dieser Jahreszeit ein Schwimmbecken bekommen? Im KaDeWe, dem Kaufhaus des Westen, war dann noch ein Becken aufzutreiben.

Jürgen Vollmann holt sich noch eben für seinen Tochter ein Autogramm und
Olaf Schneider lässt sich mit Thomas Gottschalk fürs Familienalbum ablichten

... schnell noch ein Autogramm holen Olaf Schneider / Thomas Gottschalk

Samstag:
Treffen mit den anderen Wettkandidaten und mit Victor Worms (Chef vom Ganzen) und Thomas Gottschalk. Besprechung der einzelnen Wetten und ob es noch Probleme zu bewältigen gibt. Die Jungs beim Fernsehen machen ja schon viel möglich – doch das mit dem Wetter konnten sie nun doch nicht beeinflussen. Anschließend "Autogrammstunde" mit Gottschalk und Klönschnack.

Nachmittags ging es dann raus zum Stadion – noch mal alles checken. Sind die Akkus okay oder macht ihnen die Kälte zu schaffen. Schirme, Springer und Hubis werden noch mal kontrolliert und eine letzte "heiße Probe" durchgeführt . Horst unser "Wetterfrosch" lässt noch mal einen heliumgefüllten Ballon steigen und misst anhand eines Sextanten die Windgeschwindigkeit und –richtung: alles okay. Es ist einfach null Wind im Stadion, die Höhe ausreichend gut und 3 von 4 Springern landen im Ziel - Volltreffer. So, nun noch mal aufwärmen, bevor es richtig ernst wird.

Windcheck mit Sextant

Kurz vor dem Absetzen der Springer einen Helium-Ballon
aufsteigen lassen: Horst Schröter ermittelt mit dem Sextanten
die Windstärke und -richtung

Olli Dittrich / Olaf Schneider

Smal-Talk mit Olli Dittrich und Olaf Schneider

Es ist 20.55 Uhr: Brisco Schneider, alias Bastian Pastewka, ist unser "Wettpate" und er betritt im Studio den Saal und wird von Gottschalk begrüßt. Wir stehen bereits "mit Hut und Mantel" mit allen Mannen in Position und erwarten unseren Einsatz. Doch die Jungs im Studion halten erst mal ihren Smal-Talk und uns ist bitter kalt. Am Bildschirm können wir alles verfolgen.

Schnell noch mal einen Ballon steigen lassen – die Verhältnisse haben sich in der Zwischenzeit schlagartig geändert: Luftverwirbelungen im Stadion und nun auch noch Nieselregen. Wir geben unser Bestes.

Hubi beim Take-Off
Ready for Take off - die Springer werden mit dem Hubschrauber gekonnt auf Absetzposition gebracht, von der sie sich selber vom Hubschrauber ausklinken können.
Springer bei der Landung
Springer bei der Landung. Aus optischen Gründen musste das mitgebrachte Kinder-Planschbecken gegen ein anderes ausgetauscht werden. Doch woher bekommt man kurz vor Weihnachten noch ein Planschbecken - es ist Winterzeit !

Die Sache wird ernst ...
So, nun sind wir an der Reihe: Olli Dittrich stellt die Wette und das Team vor und dann geht plötzlich alles sehr schnell. Nach der Wettvorstellung werden die gepackten Springer am Hubi befestigt und schon sind wir wieder auf Sendung "Top, die Wette gilt", können wir aufgrund der Motorgeräusche nicht hören, die Rotoren drehen bereits. Doch wir haben mit Olli ein eindeutiges Handzeichen verabredet. Jetzt geht’s es los - keine Probe und es gibt auch kein zurück mehr, da müssen wir nun durch: der erste Hubschrauber hebt ab und in nur wenigen Sekunden haben sich die Springer selber per Schalterklick vom Hubi gelöst. Die Schirme gehen astrein auf und schon beginnt der Kampf mit dem Wind. Nun bloß keinen Fehler machen. Der erste Springer ist Fritz Haslach. Er verfehlt leider das Ziel und alles richtet nun die Augen auf den Springer von Alfred Brenzing – wird er es schaffen? Dieser kann nur das Becken streifen und kommt nicht hinein. Es fehlten wirklich nur ein paar Zentimeter. Die Wette ist an dieser Stelle eigentlich schon verloren, doch wir machen weiter und bringen die Sache zu Ende.

Während der erste Hubschrauber zur Landung hereinkommt, hebt der 2 Hubi langsam ab. Unter ihm die Springer von Jürgen Vollmann und Olaf Schneider. Nun ist die Position erreicht und Jürgen Vollmann klinkt seinen Springer vom Hubi aus – ach du schreck, will der Schirm denn gar nicht aufgehen? Glück gehabt, in letzter Sekunde entfaltet sich der Schirm und mit einem letzten Schlenker verfehlt der Schirm dennoch sein Ziel. In diesem Augenblick schwenkt die Kamera wieder auf den noch fliegenden Hubschrauber. Schneider löst seinen Springer aus und der Schirm öffnet sich. Ja, das sieht nicht schlecht aus – wird er vielleicht das Becken treffen? Noch ein, zwei Kurven und die Antwort liegt regelrecht am Boden. Auch dieser Springer hat das Ziel verfehlt. Die Wett ist verloren.

So, nun aber hurtig alle Sachen einpacken und ab ins Studio, damit wir noch rechtzeitig zur Wahl des Wettkönigs eintreffen. Fast 45 Minuten Autofahrt vom Stadion bis zum Studio liegen noch vor uns.

 

Die Wahl des Wettkönigs ...
Rechtzeitig sind alle vom Team im Studio und die Wetten werden noch einmal vorgestellt. Das Publikum Zuhause an den Bildschirmen entscheidet nun per TED, wer zum Wettkönig an diesem Abend gekürt wird. Nach wenigen Augenblicken ist das Ergebnis zu sehen. Trotz verlorener Wette (und wir waren von 5 Wetten die einzigen, die verloren hatten) kamen wir auf den 3. Platz und waren sehr glücklich darüber (Danke den Modellfliegern, die uns ihr Votum gegeben haben!).

Nun lässt die Hektik langsam nach und der Abend klingt bei einem Essen und einem Glas Bier in den frühen Morgenstunden langsam aus.

Alfred Brenzing / Olli Dittrich / Jürgen Vollmann
Alfred Brenzing, Olli Dittrich
& Jürgen Vollmann bei bitterer Kälte.
Hübsche Kamerafrau
Kamerafrau kurz vor der Probe.

Ein Blick hinter die Kulissen ...
Es war schon sehr beeindruckend einmal live sehen zu können, wie diese Sendung entsteht und was alles dazugehört. Kilometerweise Kabel, hunderte von Scheinwerfern, eine Fülle von Kameras, eine Vielzahl unterschiedlicher Kulissen und überall Personal für die Sendung. Alleine für unserer Außenwette waren so rund 15 Leute hinter den Kameras mit allem Zick und Zack beschäftigt. 6 Kameras um die verschiedenen Perspektiven einzufangen, Spotscheinwerfer um die Modelle im nächtlichen Himmel zu verfolgen und immer wieder Kabel, Kabel und nochmals Kabel.

Back Stage
Kameraleute, Tontechniker und und und ...
Back Stage
Funktionsprobe des Spot-Scheinwerfers

Der Studiokomplex war weiträumig abgeschirmt – ohne Sonderausweis ist man an der Fülle von Security-Leuten nicht vorbeigekommen. Und bei "Wetten, dass" werden noch so richtig die Kulissen geschoben – nichts mit Computeranimation im leeren Studio.

Über eins muss man sich jedoch beim Fernsehen klar sein: die Leute vor und hinter den Bildschirmen wollen "Action" sehen und ihr Produkt gut in Szene setzen. Da mussten wir die Jungs und Mädels ab und an schon mal mit dezenten Hinweisen versorgen: "Modellfliegen ist kein Spielzeug und man macht das mal nicht so eben im Wohnzimmer neben der Eisenbahn" oder einfach nur, dass die Springer nicht vom Hubschrauber "abgesprengt" werden, sondern das sich die Springer per Fernsteuerung vom Absetzmodel selber per Schalterklick absetzen können. Es ist schon wichtig, dass man mit den Fernsehleuten darüber spricht und ihnen die Lage erläutert – wir hatten diesbezüglich keine Schwierigkeiten und sind auf Verständnis gestoßen.

Resumee ...
Wir waren mit unserem Einsatz rundum zufrieden. Auch wenn wir nicht das Ziel ganz erreicht haben und unsere Springer neben dem Becken landeten, so haben wir (nach eigener Meinung) den Modellsport tadellos präsentiert. Für uns stand die sichere Durchführung der Aktion im Vordergrund – und das hat unser Team geschafft – ohne jeglichen Verlust.

Olaf Schneider
Braunschweig

Und das war unser Team:

Jürgen Vollmann
Jürgen Vollmann
Fallschirmspringer
... hatte die Idee zur Wette
Alfred Brenzing
Alfred Brenzing
Fallschirmspringer
Fritz Haslach
Fritz Haslach
Fallschirmspringer
Olaf Schneider
Olaf Schneider
Fallschirmspringer
Horst Schröter
Horst Schröter
"Wetter-Mann" & Kamera
Jürgen Meier
Jürgen Meier
Hubschrauberpilot
-Absetzer-
Robert Mehnhoffer
Robert Mehnhoffer
Hubschrauberpilot
Kamera-Hubschrauber
Walter Heideck
Walter Heideck
Hubschrauberpilot
-Absetzer-
Peter & Sascha Schröppel
Peter Schröppel
Hubschrauberpilot (Reserve)
Sascha Schröppel
Helfer

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