Neue Arme für Fallschirmspringer
Einleitung Ergebnis Bezugsadresse
Nun ist es endlich soweit Fazit
Die Technik ... man kann - muss aber nicht !
Armlagerung ... last but not least ...
                   
 Einleitung

Alfred RachnerIn einer der vorangegangenen Ausgaben des "Modellfliegers" (dem Nachrichten-Organ des Deutschen Modellflieger Verbandes) haben wir bereits einen ersten Blick auf die neuen Gelenkarmen geworfen. Entwickelt wurden sie von Alfred Rachner, erfahrener Modellflieger, Fallschirmspringer-Pilot und Deutscher Meister im Fallschirmspringen 1997. Heute wollen wir nun die Arme ausführlicher vorstellen.

Grundsätzlich ist der Gedanke von Gelenkarmen an Modell-Fallschirmspringern nicht neu. Bereits in den 80er Jahren gab es den Vorstoß, Arme an Fallschirmspringern einzusetzen, die einen Ober- und Unterarm haben und im Bereich des Ellenbogen ein Gelenk besitzen. Ziel ist es, mit dieser Technik einen größeren Steuerweg an die Steuerleinen weiterzugeben. Das Verfahren scheiterte jedoch an vielen Ecken und Enden, war nicht richtig durchdacht und kam somit nicht zum endgültigen Einsatz.

Was hat sich in der Zwischenzeit getan und ist der Gelenkarm überhaupt notwendig?
 

 Nun ist es endlich soweit !
Aufbau und Anschluß der neuen Arme
Die Entwicklung einer neuen Armansteuerung die sich auf Wettbewerben und beim „Sonntagsspringen" durchsetzen soll, ist nicht einfach mal eben so am Biertisch gemacht. Bis zum heutigen Tag hat Alfred Rachner rund 1 Jahr an Arbeit für Berechnung, Zeichnung und Herstellung, sprich Entwicklung, investiert bis der Gelenkarm soweit ausgereift ist, dass alle Störeinflüsse behoben werden konnten. Unzählige Sprünge sind in der Vergangenheit mit den neuen Armen geleistet worden um sie endgültig zu optimieren und dennoch legen wir uns nicht zufrieden zurück, sondern arbeiten bereits heute an einer neuen Servoansteuerung um die Verwendung des Gelenkarmes zu perfektionieren.

Nun aber Schluss mit den Vorankündigungen, jetzt zu den Fakten.
 

 Die Technik
Zechnung Unterarm

Das Material eines Gelenkarmes besteht aus zwei CNC gefrästen Industriekunststoffteilen und den bekannten Aluminium U-Profilen zur Befestigung der Arme am Körper. Diese Alu-U-Profile sind ja vielen Modellfliegern vom Fallschirmspringer „Mike" oder ähnlichen „Springerkollegen" bekannt und wurden für die neuen Arme leicht modifiziert. Über eine Stahlachse und einer im Arm liegenden An- und Umlenkung, sowie zwei gedämpften Endanschlägen (Arm oben und Arm unten), werden Ober- und Unterarm optimal und spielfrei geführt. Die Konstruktion verspricht unter der Verwendung von Mittelklasse-Servos und bei wenig Servoausschlag (ca. 16 mm) einen Steuerweg von 350 mm. Eine 3 mm Gewindebohrung auf der Oberseite des Armes ermöglicht eine schnelle und sichere Verbindung des Armes mit der Hand, die über eine Gewindestange aufgeschraubt und verklebt werden kann. Neue Hände müssen also nicht besorgt werden - sie werden vom alten Arm einfach „amputiert" (abgesägt) und am neuen fein säuberlich „transplantiert".

                  Zechnung Winkel

Zeichnung OberarmNicht nur das optimale Aussehen der Arme bei den Steuerungen in der Luft, sondern auch die unkritische Einstellung aller Fallschirme ist somit möglich geworden. Wo früher jeder Millimeter an den Leinen eingestellt werden mußte ist heute nicht mal mehr ein Anbremsen des Schirmes notwendig. Der große Steuerweg läßt einen ungebremsten schnellen Fallschirm rückwärts fliegen, wenn beide Arme voll gezogen werden. Dieses kommt besonders den Fallschirmen mit hoher Profildicke (z. B. PARAFOIL 96 ) zu gute.

Das Leistungsspektrum wird durch die Gelenkarme erheblich vergrößert. Warum? Nun das ist mit einfachen Worten gesagt: die Schirme sind bei Verwendung von herkömmlichen Armen immer leicht angebremst - nur in dieser Einstellung ist es möglich, den Schirm anständig zu bremsen weil der Arm einfach nicht mehr Weg zurücklegen kann. Für den normalen Hausgebrauch ist das auch völlig in Ordnung.

Frischt der Wind jedoch etwas mehr auf, so haben diese guten Zielschirme schnell „verspielt". Sie sind zwar sehr gut bei wenig oder null Wind zu fliegen und gelten als ideale Zielsprung-Schirme. Allerdings haben diese Schirme auf Grund ihrer hohen Profildicke auch die Eigenschaft wenig gegen den Wind anzufliegen. Die Leistungsausbeute wird durch die leicht angebremste Einstellung der Schirme zusätzlich negativ beeinflusst.

An dieser Stelle tritt nun der Gelenkarm ins Rampenlicht. Durch den erhöhten Steuerweg von bis zu 350 mm ist es nun möglich, die Schirme im nicht angebremsten Zustand zum Einsatz zu bringen. Der Geschwindigkeitsbereich des Schirmes wird deutlich gesteigert und ein abgetriebener Springer nicht mehr häufig zu sehen sein.
 

 Lagerung im herkömmlichen Alu-U-Profil
Jeder Gelenkarm wird in einem Aluminium U-Profil gelagert. Diese Lager kennen wird u.a. vom Fallschirmspringer „Mike" - doch sind die Achsen geändert worden und gedämpfte Endanschläge zum Einsatz gekommen. Das montieren der U-Profile über zwei M 4 Senkschrauben und Einschlagmuttern gewährleistet eine einfache Handhabung und ausreichend stabile Befestigung am Körper des Springers.

Gelenkarm

 

 Das Ergebnis

Arbeitsbereich der ArmeErst bei der letzten deutschen Meisterschaft, es herrschte ein starker Wind, wurde wieder bewusst, wie unnötig das Fliegen mit einem angebremsten Schirmes ist. Der PARAFOIL 96, ein Schirm mit einer ausgesprochen großer Profildicke, kam bislang immer sehr gut gegen den Wind an. Aber jetzt schien er nur noch in der Luft zu stehen und nicht mehr zu fliegen. Warum bloß? Erst mit der Zeit fast ich mir ein Herz und änderte die Länge der Steuerleinen - ich passte sie den neuen Gelenkarmen an. Jeder weiß, dass man einen gut eingestellten Schirm besser nicht, und schon gar nicht vor so einem Wettkampf verändern sollte. Doch nachdem ich die Steuerleinen um ca. 50 mm verlängert hatte und somit der Fallschirm nicht mehr angebremst war, wurde der Kampf gegen den Wind entschieden besser. Kurzerhand stellte ich mein ganzes Konzept um und veränderte alle Schirme. Skeptisch wurde das Steuerverhalten, Wendigkeit und Bremsverhalten in dieser neuen Konfiguration geprüft. Zu meiner Überraschung erwiesen sich meine Bedenken als unnötig. Ich bin sogar der Meinung, das all diese Punkte über die ich mir Sorgen machte, verbessert wurden.

Das erkannten auch die Springer-Kollegen aus Belgien. Bei einem Wettbewerb im belgischen Helchteren schenkte man den Gelenkarmen am Anfang kaum Beachtung. Erstaunlich war das Interesse jedoch während des Wettkampfes, denn es war wieder sehr Windig geworden, und viele Fallschirmspringer kamen nicht gegen den Wind an. Nur die Springer ohne einen angebremsten Fallschirm trafen den Kreis optimal. Nach dem Wettkampf beschlossen die Belgier kurzer Hand, auf die neue Armtechnik umzusteigen.
 

 Fazit
Mit den Gelenkarmen ist wieder ein Fortschritt bei den Fallschirmspringern erzielt worden. Der große resultierende Steuerweg lässt es zu, die Schirmeinstellung zu optimieren und dadurch den Geschwindigkeitsbereich des Fallschirmes deutlich zu steigern. Es sollte jedoch klar sein, dass man mit herkömmlichen Billigservos (9,95 Euro) hier nichts beschicken kann - das lassen die Hebelverhältnisse einfach nicht mehr zu. Es muss auf der anderen Seite aber auch kein Spitzenservo für über 100 Mark sein. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass z. B. ein High-Tech Servo HS 605 BB nahezu optimal für diesen Einsatz zu nutzen ist. Bei einem Preis von unter 30,00 Euro für ein Servo, eine durchaus vertretbare Investition.... im Gespräch

Ich möchte mich auf diesem Wege bei allen Fallschirmspringer-Kollegen bedanken, die mich bei dieser Entwicklung unterstützt haben. Insbesondere beim DMFV Fachreferenten Olaf Schneider, der sehr innovativ aber auch kritisch diesen Weg verfolgt hat und stets mit Rat und Tat zur Seite stand. Ein Dank geht auch an Marion Kramp und Nikolaus Drakos - ohne diese Beiden wären die Gelenkarme gar nicht entstanden: sie haben die notwendige CNC-Fräsarbeit übernommen und gute Arbeit geleistet.

 

 ... man kann - muß aber nicht !
... im Vergleich
Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und ebenfalls von den neuen Armen profitieren möchte, kann diese natürlich käuflich erwerben. Doch aufgepasst, wer meint beim Armwechsel mit ein paar Mark dabei sein zu können, der muss enttäuscht werden. Auch wenn es sich hier um CNC gefräste Teile handelt, so müssen alle Maße und Bohrungen exakt den Vorgaben entsprechen und das bedeutet, dass jeder Arm vor Auslieferung auf Einhaltung der Maße geprüft wird. Dieses aufwendige Verfahren hat seinen Preis und so muss man um die 70,00 Euro für ein Paar Gelenkarme einkalkulieren. Sie sind ausschließlich bei der Fa. PARAMAX erhältlich und mit wenigen Handgriffen gegen die alten Arme auszutauschen. Der Wechsel, man kann ja schon beinahe von einer Transplantation sprechen, ist beim Fallschirmspringer „Mike" an einem Abend erledigt. Danach sollten die Steuerleinen etwas länger eingestellt werden, bevor man sich mit einigen Probesprüngen an das neue Glücksgefühl gewöhnt.
 
 ... last but not least ...
Wir verwenden die neuen Arme nun schon eine ganze Saison lang an unseren Fallschirmspringern und können dabei auf sehr gute Ergebnisse zurückblicken. Alfred Rachner belegte bei der Deutschen Meisterschaft ´98 und der European Para Trophy ´98 jeweils den 2. Platz - Olaf Schneider konnte sich sogar als Erstplatzierter der European Para Trophy behaupten. Ergebnisse, die eigentlich für sich selber sprechen.

Ansteuerung der ArmeDer Arm ist ausgereift und wie Eingangs erwähnt, denken wir nun über eine geänderte Ansteuerung der Arme nach. Diese soll dann nicht wie gewöhnlich über Steuergestänge erfolgen, sondern über eine Seilverbindung zwischen Servohebel und Armanschluss. Dies hat den Vorteil, dass die Servos nahezu keine Gegenkräfte die vom Arm ausgehen, abfangen müssen. Auch dieses System ist nicht neu - erinnern Sie sich noch an die Anfänge der Springerei? - die Arme haben in ihrer oberen Stellung einen mechanischen Anschlag am Körper gehabt und das Servo betätigt den Arm über ein Seil. Übrigens - dieses Anlenkverfahren wird bereits seit Jahren erfolgreich von den Springerkollegen vom „Lohner Dream Team" eingesetzt.

Viel Erfolg in der kommenden Saison, ob mit oder ohne Gelenkarm, und stets „Blue Sky" wünschen
Alfred Rachner und Olaf Schneider
  

 Bezugsadresse

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eMail: walter.krauss@t-online.de
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